Amateurfunk kostenlos! Zuhören ohne eigenen Empfänger mit KiwiSDR
Ich habe nun schon einige Beiträge geschrieben und dabei etwas das Hobby Amateurfunk erklärt. Aber kann der Standard-Nicht-Funkamateur damit was anfangen? Nicht viel denke ich. Daher hier mal ein Bericht darüber, wie du mal in den Amateurfunk hineinhören kannst, ohne Geld dafür ausgeben zu müssen. Du brauchst kein ein Funkgerät, und keine große Antenne. Ein halbwegs moderner Computer mit Lautsprecher und einem Internetzugang reicht völlig aus. Daher schreibe ich gerne mal eine KiwiSDR Anleitung für Einsteiger.
Was ist KiwiSDR
Fast überall auf der Welt stehen KiwiSDR-Stationen. Das sind moderne Empfänger, die du per Webbrowser bedienen kannst. Ganz so, als ob du einen eigenen Empfänger zu Hause hast. Du kannst die Frequenz, Modulationsart und noch viel mehr einstellen. Kurz: Fremde Leute lassen dich ihre Empfangsstation nutzen. So sind Funkamateure 🙂
Teilweise wird dort sehr viel Aufwand getrieben, damit du einen super Empfang genießen kannst.
Wie finde ich einen KiwiSDR-Empfänger?
Es gibt eine Liste in Tabellenform und eine interaktive Weltkarte, in der die KiwiSDR-Stationen angezeigt werden.
KiwiSDR Map
Die Weltkarte findest du hier
Man kann weiter hineinzoomen und dann auf den gewünschten Standort klicken um den Empfänger auszuwählen.

KiwiSDR Liste
Die Liste findest du hier
Hier kann man auch eine Suchfunktion nutzen und nach Standorten oder weiteren Kriterien suchen

KiwiSDR nach SNR (Signal-to-noise) Signalrauschverhältnis
Etwas spezieller wird es bei der Liste mit dem SNR Raking. Hier kann man die Empfänger absteigend des Signalrauschverhältnisses aussuchen. Empfänger mit einem guten Signal zu Rauschabstand werden oben in der Liste angeführt. Je größer dieser Abstand, desto sauberer ist der Empfang, grob gesagt.
Diese Liste findest du hier.

Welchen KiwiSDR-Empfänger soll ich nehmen?
Eine eindeutige Empfehlung kann ich nicht geben. Probier mal ein paar KiwiSDR-Stationen aus. Du wirst schnell einen guten finden.
Wann kann ich was hören?
Morgens und Vormittags kann man gut den Gesprächsrunden auf dem 40-Meter-Band zuhören. Wer dort deutsche Stationen hören möchte, kann mal im Bereich 7150 bis 7200 kHz in der Betriebsart LSB hereinhören. Zwar gibt es auf anderen Frequenzen auch deutschsprachige Stationen, aber irgendwie tummeln sich die meisten in diesem Bereich. Auf 7197 kHz und 7200 kHz in der Betriebsart LSB sind oft den ganzen Tag Stationen zu hören. In der Mittagszeit, besonders im Sommer, fällt das 40-Meter-Band aber gerne mal komplett aus und erst zum späten Nachmittag geht dann dort wieder was. In den frühen Morgenstunden kann man oft auch amerikanische Stationen auf dem 40-Meter-Band hören.
Wer weltweiten Funkverkehr hören möchte, kann mal auf den Bändern 20, 17, 15 und 10 Meter in der Betriebsart USB hereinhören.
Weitere deutsche Gesprächsrunden finden zumeist Abends auf dem 80-Meter-Band statt. Hier in der Betriebsart LSB
Wie funktioniert die Steuerung des KiwiSDR Empfängers?
KiwiSDR Empfänger auf der Weltkarte auswählen
Du rufst die Webseite auf, wählst einen Empfänger aus.
Tipp:
Du kannst über die Plus- und Minus-Schaltflächen oben links in der Karte die Ansicht rein- und rauszoomen. Das geht auch über das Scrollrad an deiner Maus. Nutzt du das Scrollrad, wird der Bereich der Karte gezoomt, an dem dein Mauszeiger steht. Du kannst die Karte mit gedrückter linker Maustaste verschieben. Wenn der Mauszeiger in der Karte ist, einfach linke Maustaste geklickt halten und die Maus bewegen.
Zeige mit dem Mauszeiger auf Deutschland und zoome mit dem Scrollrad so weit rein, bis du die in Deutschland verfügbaren Empfänger gut sehen kannst. Wähle als Beispiel einen Empfänger in der Mitte von Deutschland aus und klicke einmal darauf.

Es wird eine kleine Blase mit grundlegenden Infos zum Empfänger angezeigt. Meist steht darin der Abgedeckte Frequenzbereich (0 bsi 30 MHz), der Standort und welche Antenne benutzte wird. Klicke auf diese Infozeile, um mit der Webseite des Empfängers verbunden zu werden. Schon wird dir die Oberfläche des Web-Empfängers angezeigt. Es wird ein großer Play-Button wie ein Wasserzeichen über die Webseite gelegt. Klicke darauf und der Empfang startet. Bei einigen Empfängern muss man zusätzlich noch seinen Namen oder Rufzeichen eingeben.

Hast du dies gemacht, startet der Empfänger auch schon und die solltest mindestens ein Rauschen aus den Lautsprechern hören. Ist dies nicht der Fall, prüfe, ob die Lautsprecher generell funktionieren.

Ein Amateurfunkband per Mausklick auswählen
Wähle nun einfach wie im Bild dargestellt das 40-Meter-Amateurfunkband aus. Der Empfänger wechselt nun in das 40-Meter-Band und nach einiges Sekunden sollten auch gelbe vertikale Balken in dem blauen Bereich von oben nach unten verlaufen. Das ist der Wasserfall.

Der Wasserfall
Jeder Balken ist ein Signal, welches in einem gewissen Frequenzbereich empfangen wird. So kann man gnaz schnell sehen, was auf einem Band so los ist. Oben in der grauen Leiste ist die aktuelle Breite des Frequenzbereiches sichtbar. Hier im Beispiel werden alle aktuell empfangenen Signale von ca. 6,85 MHz bis 7.25 MHz angezeigt. Aus dem Lautsprecher kommen Signale, die bei 7,10 MHz empfangen werden. Das erkennt man an dem kleinen gelben „Hut“ oben in der grauen Leiste. Dieser Hut zeigt zum einen die aktuelle Frequenz an und auch die Bandbreite, die wiedergegeben wird. Das erkläre ich gerne später noch einmal. Wenn man an dieser Stelle weiß, dass ein Morsezeichen weniger Bandbreite braucht, als eine Sprachübertagung ist das schon mal gut. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass ich den Empfänger so breit einstelle, dass ich Sprache gut hören kann und dann ein Morsezeichen höre, empfange ich zwar das Morsezeichen, aber auch das Rauschen links und rechts neben dem Morsezeichen. Nicht verstanden? Keine Sorge, das holen wir mit Bildern nach. Dann erkannt man das besser. Auf jeden Fall zeigt uns der kleine Hut in diesem Beispiel an, dass wir sehr schmal empfangen. Der Hut ist der Spitz. Das ist für Sprache nicht geeignet. Es wird vom Signal zu viel weg geschnitten. Wir müssen die Modulationsart anpassen.
Modulationsart beim Kiwi-SDR einstellen
Für Sprachübertragungen werden auf den Kurzwellenbändern der Funkamateure in der Regel LSB und USB verwendet. Als Faustformel kann man sagen, dass unterhalb 10 MHz immer LSB verwendet wird, darüber USB. Das 60-Meter-Band stellt eine Ausnahme dar. Hier wird USB verwendet, obwohl es bei etwas über 5 MHz liegt. Da wird vorhin das 40-Meter-Band ausgewählt haben, müssen wir die Modulationsart LSB einstellen. Das 40-Meter-Band geht in DL von 7,0 MHz bis 7,2 MHz. Dazu einfach auf die Schaltfläche LSB klicken, wie im Bild zu sehen:

Unser Hut wird nun breiter dargestellt.
Vorher (CW):

Nachher (LSB):

Frequenz beim Kwi-SDR einstellen
Um jetzt jemanden sprechen zu hören, suchen wir uns eine möglichst kräftige vertikale Spur im Wasserfall aus. Je kräftiger diese dargestellt wird, desto stärker das Signal. Klicke ca. mittig in diese Spur, damit der Empfänger sich auf diese Frequenz einstellt.

Vor dem Klick war der Empfänger auf 7200.00 kHz eingestellt. Das sieht man rechts unten im Bild und an dem Hut oben in der grauen Leiste.

Nach dem Klick ist der Empfänger auf die Frequenz 7144.10 kHz gesprungen. Man kann die Station nun sprechen hören. Allerdings klingt das noch nicht sauber. Ich habe die Frequenz nicht ganz genau getroffen. Das kann ich jetzt über die Minus und Plus Symbole in den Kreisen ändern. Die Stationen senden gerne auf Frequenzen, die entweder mit einer 0 oder einer 5 hinter dem Komma enden. Hier wäre also statt der 7144.10 kHz die 7114.00 kHz die richtige Frequenz. Klicke also mal auf eins der größeren Minus-Symbole. Dann springt die Frequenz auf genau 7144.00 kHz. Die Sprache sollte jetzt besser zu verstehen sein. Schlimmer geworden? Klicke ein paar mal auf das mittelgroße Plus-Symbol, bis 7144.50 kHz angezeigt werden. Jetzt sollte es aber passen, wenn die Station sich an die *.00 oder *.50-Gepflogenheit hält.

Tipp. Je kleiner das Plus oder Minus ist, desto kleiner der Schritt. Aber, es wird ab der Mitte der Symbolgröße immer erst zur nächsten *.00-stelle gesprungen. Spielt mal damit herum, dann erkennt man das schnell.
Du kannst auch direkt über das Eingabefeld eine Frequenz eingeben und mit der Enter-Taste bestätigen. Gibt 7150 ein, um auf 7150.00 kHz zu gelangen.
So, nun kannst du mal ein wenig Kurzwelle hören. Übrigens kannst du nichts kaputt machen. Klicke nach Herzenslust herum und schaue, was passiert.
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