Immer wieder werden diese echt teuren portablen Vertikal-Antennen angepriesen, die man modular zusammenstecken und schnell aufbauen kann. Alles, was man braucht, passt meist in eine kleine Tasche. Zugegeben, das sieht prima und hochinteressant aus. Sicherlich ist es auch super bequem. Aber kommt es wirklich nur darauf an? Oder sollte eine Antenne nicht primär gut funktionieren, günstig sein, oder gar beides zusammen?
Neugierig, wie ich bin, habe ich natürlich auch solche Antennen ausprobiert.
HF-1P Antenne
Die HF-1P ist wirklich flexibel einsetzbar und lässt sich in der Tasche gut transportieren. Mir sind damit auch einige QSO geglückt. Die Antenne lässt sich von 80 Meter bis 70 cm abstimmen. Ich schreibe mit Absicht abstimmen und nicht betreiben. Denn alles unterhalb vom 20-Meter-Band lässt sich mit dieser Antenne nicht wirklich befunken. Digimode könnte sein, das habe ich nicht getestet, aber in analoger Sprache ist da wegen dem Wirkungsgrad nicht zu erwarten. Die Antenne ist für die längeren Bänder zu kurz. Kostenpunkt im Set, mit allem drum und dran, fast 190 Euro.

China-Mag-Loop-Antenne
Diese ist mir gebraucht zugelaufen. Auch damit sind mir bereits QSO gelungen und ich habe damit auch mal FT8 ausprobiert. Nachzulesen hier.
Auch diese Antenne kostet einiges an Geld und macht einen mäßigen Job. Kostenpunkt: knapp 80 Euro.

Selbstbau spart Geld
Irgendwann habe ich bemerkt, dass beim Portabel-Betrieb meist ein Baum in der Nähe ist. Im Schatten funkt es sich angenehmer. Also warum nicht einfach den Baum als Aufhängepunkt einer Drahtantenne nutzen? Eine Drahtantenne ist schnell, einfach und günstig gebaut. An einem Seil hochgezogen auch noch viel besser positioniert als zum Beispiel ein auf dem Boden stehender Strahler. Kostenpunkt: Wenige Euro, wenn man eine Bastelkiste hat. Im Wesentlichen braucht es nur Draht, eine PL-Einbaubuchse und Kleinkram. Weiter wird nichts besonderes gebraucht.
Meine vertikale Antenne für /portabel – 17 bis 10 Meter
Die Antenne ist noch nicht ganz fertig (Stand Oktober 2024). Aber die Bänder, 10 und 12 Meter, kann man damit schon abdecken. 15 und 17 Meter sind in Arbeit. Das Wetter ist umgeschlagen und erlaubt es aktuell nicht, an der Antenne weiterzuarbeiten.
Kommen wir zum Punkt:
Es ist eine Viertelwellen-Groundplane-Antenne mit nur zwei Radialen.
Und so sieht diese aus:

Berechnung der Antenne
Die Längen der Elemente der Antenne kann man berechnen.
Zunächst muss die Wellenlänge der zu nutzenden Frequenz berechnet werden. Um einen Wert in Metern zu bekommen, rechnen wir mit folgender Formel:

Mein Ziel ist, die Antenne zunächst für das 10-Meter-Band zu nutzen. Ich mache gerne SSB und da ist die Frequenz 28,5 MHz eine gute Wahl.
Berechnung:

Die Wellenlänge für 28,5 MHz beträgt also 10,53 Meter (gerundet).
Es muss noch der Verkürzungsfaktor des zu verwendeten Antennendrahts berücksichtigt werden. Da die berechnete Wellenlänge auf der Lichtgeschwindigkeit beruht, muss berücksichtigt werden, dass sich die Welle in einem Draht langsamer ausbreitet, als im freien Raum. Ich nutze eine Antennenlitze aus hartgezogenem Kupfer mit 1 mm2 Querschnitt. Ummantelt mit PE. Als Verkürzungsfaktor habe ich 0,935 experimentell ermittelt.
Formel zur Berechnung der Wellenlänge unter Berücksichtigung des Verkürzungsfaktors:

Also:

Aufgerundet 9,85 Meter
Der Strahler
Der Strahler wird genau 1/4 Lambda lang. Also genau ein Viertel der Wellenlänge.
Berechnung des Strahlers

Aufgerundet: 2,47 Meter
Die beiden Radials
Die beiden Radials werden 0,28 Lambda lang.

Aufgerundet: 2,76 Meter
Die drei Drahtlängen (1 x 2,47 Meter für den Strahler und 2 x 2,76 Meter für die Radials) sollten etwas länger abgeschnitten werden. Ich schlage ca. 10 cm auf. Abschneiden geht immer. Nicht wundern, wenn mehr als 10 cm abschnitten werden muss. Das liegt ggf. am kapazitiven Einfluss des Erdbodens. Die Antenne hängt in der Regel nicht unendlich hoch. Theroie und Praxis 🙂
Der Einspeisepunkt
Irgendwie muss nun das Antennenkabel mit den drei Drähten gut elektrisch leitend und mechanisch stabil miteinander verbunden werden. Dazu habe ich mir aus einer PL-Buchse und drei Buchsen für Büschelstecker (Bananenstecker) eine Einheit zusammengelötet bzw. zusammengeschraubt, die in der Praxis bisher gut funktioniert hat. Sicherlich geht es eleganter, aber ich nutze gerne Dinge, die ich in der Bastelkiste liegen habe. Dann kommt halt sowas dabei rum:



In die mittlere Buchse wird der Strahler eingesteckt, in die beiden äußeren Buchsen jeweils ein Radial. Muss ich extra erwähnen, dass am Strahler und an den Radilas Bananenstecker montiert sind? Ich glaube nicht!
Die Seile dienen als Zugentlastung für die Drähte, damit beim Hochziehen der Antenne und beim Ausrichten der Radials die Bananenstecker nicht aus den Buchsen gezogen werden. An passender Stelle an den Drähten befinden sich Ösen. In Zukunft werden noch Mini-Karabinerhaken dazu verwendet. Diese sind aktuell im Zulauf.
Bei der genauen Längenbemessung muss darauf geachtet werden, dass ein Teil dieses Konstruktes bereits zur Antenne zählt. Die Antenne beginnt an dem Punkt, wo das Koaxial-System aufhört, also an der Stelle, wo der Innenleiter nicht mehr vom Außenleiter ummantelt wird. Siehe nächstes Bild:

Dies sollte man wissen. Sonst wundert man sich beim Abgleich, warum so viel Draht abgeschnitten wurde. Bei meinem Konstrukt sind es gut 3 cm, die der Draht kürzer sein muss, weil die Steckverbinder schon Teil der Antenne sind.
In freier Wildnis sieht es dann so aus:

Der Abgleich
Nun sind die Drähte halbwegs gut mit dem Antennenkabel verbunden, ein Seil hoch über einen Ast geworfen und an den Enden der Radials je ein Seil befestigt, um diese in Position bringen und halten zu können. Behalte dir das Bild von der fertigen Antenne im Kopf und spanne die Radials so, dass diese ca. 45 Grad zum Strahler nach unten verlaufen. Hier nochmal das Bild:

Nun kann die Antenne hochgezogen und die Radials in Position gebracht werden. Übertreibe es nicht mit der Genauigkeit. Wenn es so ähnlich aussieht, passt das schon!
Durch Kürzen des Strahlers und der Radials kann ein gutes SWR eingestellt werden. Beide Radials immer gleichmäßig kürzen. Diese sollten später gleich lang sein. Lieber zu wenig abschneiden als zu viel. Geh es langsam an. SWR gut? Ja! Du bist fertig und hast eine Monobandantenne für das 10-Meter-Band.
Wann ist das SWR gut?
Alles unter 2 ist gut! Das ist so ein Spruch, den man oft hört. Im Grunde stimmt das auch. Aber ein SWR von 1,2 ist besser. Entscheide selbst, wie gut dein SWR sein soll. Ich hatte recht flott ein SWR von 1,1 auf 28,4 MHz hinbekommen. Warum? Weil es auf dem Messgerät gut aussieht. 🙂
nach dem Abstimmen hatten die Drähte folgende Längen:
Strahler: 2,47 Meter
Radial: 2,72 Meter
Von der Monoband zur Multibandantenne
Eine Monobandantenne ist gut, weil diese ohne Kompromisse auf dem einen Band gut funktioniert. Aber man will ja mehr und flexibel sein. Ich wollte die Antenne so umbauen können, dass diese auch auf dem 12-, 15- und 17-Meter-Band ohne Kompromisse funktioniert. Also eine Monomultibandantenne. Das geht mit steckbaren Verlängerungen.
Nach oben genannter Formel habe ich die Länge für den Stahler und die Radials für das 12-Meter-Band berechnet.
Ergebnis:
Strahler: 2,82 Meter
Radial: 3,15 Meter
Hier wieder der Hinweis, dass der Einspeisepunkt wie oben gezeigt mit berücksichtigt werden muss.
Ausgangspunkt der 12-Meter-Antenne ist ja die 10-Meter-Band-Antenne. Dazu muss der Strahler 35 cm länger werden und die Radials 43 cm.
An den Enden der Monobandantenne für das 10-Meter-Band habe ich einen Stecker aus dem KFZ-Bereich aufgecrimpt. Es muss berücksichtigt werden, dass die Länge des Krimpsteckers (zumindest das, was aus Metall ist) bei der Bemessung einfließen muss. Das Gegenstück kommt je an die Drahtverlängerungen für Strahler und Radials.
Nun kann der Abgleich vorgenommen werden. Fertig ist die neue Antenne. Das wiederholt sich, bis alle gewünschten Bänder durchgearbeitet wurden. Anfangs wollte ich Material und Gewicht sparen und jede Verlängerung ins nächste Band verlängern. Das benötigt aber pro Band je eine zusätzliche Steckerverbindung. Da jede Steckverbindung eine Schwachstelle ist, mache ich jede Verlängerung in kompletter Länge. So muss ich zwar mehr Draht transportieren, es steigert aber die Betriebssicherheit.
Und hier noch ein paar Bilder von der Antenne und den Steckverbindern:

Die fertige 10-Meter-Monoband-Antenne transportfertig. Die Ösen sind aufgecrimpt und dienen einzig der Zugentlastung

Die Erweiterungen für 12 Meter

Detailansicht der Steckverbinder. Diese sollen wasserdicht sein. Das ist bei diesen Steckern angeblich der Fall, zumindest wenn diese zusammengesteckt sind.

Vor dem Crimpen

Verwendete Crimpzange

Nach dem Crimpen
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